Anerkennung
move architecture laboratory, Madrid, Spanien
Verfasser:
Ricardo Montoro Coso,
Architekt und Landschaftsarchitekt
Franca Alexandra Sonntag, Architektin und Stadtplanerin
Beurteilung des Preisgerichts
Die Arbeit überzeugt durch ein klares städtebauliches Konzept, von umfangreichen konzeptionellen Herleitungen bis hin zu ansprechenden räumlichen Darstellungen. Die angebotenen Konzepte zeigen gute Lösungen für die Vernetzung und Adressbildung im Ortskern Dettingens.
Verkehrskonzept
Die Verkehrsberuhigung in der Hanauer Landstraße wird als prinzipiell richtiger Lösungsansatz eingeschätzt. Jedoch wird die Anordnung eines separaten Fahrradweges auf der dem Main zugewandten Seite hinterfragt, da diese den verkehrskonzeptionellen Ansatz einer Tempo 30-Straße eher konterkariert denn befördert. Auch das erforderliche Umschwenken des Radwegs auf die andere Straßenseite in den außerhalb des Wettbewerbsgebietes liegenden Bereichen der Hanauer Landstraße wird als problematisch eingeschätzt. Die Platzierung einer Baumreihe auf der gesamten Länge der Straße wertet den Straßenraum prinzipiell auf, erscheint jedoch zu wenig differenziert und nicht geeignet, verschiedene Qualitäten auszubilden.
Südlicher Ortseingang
Das Bemühen um die Schaffung eines grünen Eingangs wird anerkannt, jedoch nach Auffassung des Preisgerichtes nicht erreicht. Dem neu arrangierten Kreisverkehr fehlt die räumliche Fassung, er bleibt verkehrsdominiert.
Positiv bewertet wird das Angebot einer grünen Parkanlage mit Offenlegung des Hagsbaches und der damit geschaffenen Freiraumverbindung von Nord und Süd hin zum Main. Die angebotenen Freiräume mit partiellen Platzaufweitungen versprechen eine hohe Aufenthaltsqualität. Nicht abschließend lässt sich nachhalten, inwieweit im südlichen Abschnitt die topographischen Bedingungen berücksichtigt sind.
Zentraler Bereich
Grundsätzlich erscheint die angebotene Verkehrsberuhigung richtig, jedoch wird die Notwendigkeit der Ausbildung der Hahnenkammstraße als Fußgängerzone kritisch gesehen. Vielmehr wird die Funktionalität der Erschließung hinterfragt, erscheinen die in diesem Bereich liegenden Gebäude nicht ausreichend erschlossen.
Aus städtebaulicher Sicht werden die baulichen Setzungen als mutiger und stimmiger Ansatz erachtet, der versucht, unter Einbezug des Heimatmuseums am Karlsplatz ein Ensemble mit öffentlichen Nutzungen und somit einen neuen Treffpunkt und eine besondere Adresse zu schaffen. Jedoch wird die städtebauliche Lösung hinsichtlich ihrer Passfähigkeit und Maßstäblichkeit hinterfragt – dies gilt sowohl für die Platzierung des großformatigen Riegels als auch für den insgesamt als zu groß eingeschätzten Platzbereich. Die bislang bestehende feingliederige Platzfolge geht verloren. Der das Heimatmuseum ergänzende Neubau versucht den Platz zu fassen, was jedoch nach Auffassung des Preisgerichts nicht gelingt. Die städtebauliche Situation bleibt insgesamt unbefriedigend, die Kirche St. Hippolyt wirkt räumlich abgekoppelt.
Bahnhof
Die Setzung des Bahnhofsensembles, bestehend aus Park + Ride-Haus, Bahnhof und einem Gebäude für Gewerbe, Dienstleistung und Verwaltung wird als räumlich und funktional gelungen erachtet. Der von Nord nach Süd gerichtete Gebäuderiegel leistet den notwendigen Schallschutz und schafft mit einer angenehmen Platzgröße um das Bahnhofsgebäude ein ansprechendes Entree nach Dettingen. Das Verbleiben der Haltestelle im Norden bedingt jedoch weite Wege zum Bahnhof und den Bahnsteigen. Aussagen zur funktionalen Verbesserung, insbesondere der gewünschten Barrierefreiheit, werden nicht gemacht. Die Höhensituation erscheint ungelöst und würde einer weiteren Bearbeitung bedürfen.
Blockinnenverdichtung
Die städtebauliche Neuordnung bietet in ihrer klaren Struktur und mit den vorgeschlagenen Typologien ein hochwertiges Angebot für vielfältige Wohnformen. Ein zentraler Grünraum bietet Raum für Erholung und Allmende. Zwar wird die Erschließung für den Individualverkehr als einerseits sparsam eingeschätzt, verbleibt jedoch in Teilen unklar. Die fußläufige Durchwegung des Quartiers bindet das Quartier in den städtebaulichen Kontext gekonnt ein, wenngleich sie nicht ganz durchgängig dargestellt wird. Die angebotenen Stellplätze erscheinen für den neu geschaffenen Wohnraum (bei gleichzeitiger Wegnahme bestehender Parkplätze zugunsten eines neuen Freiraums) nicht ausreichend.
Insgesamt ist es eine Arbeit, die in Bezug auf die Klarheit der konzeptionellen und städtebaulichen Aussagen sowie die verkehrlichen Lösungsangebote hohe Qualitäten aufweist. Aussagen zur Gestaltung von Freiräumen sind jedoch zu wenig differenziert und müssten weiter qualifiziert werden.