1. Preis

Holl Wieden Partnerschaft, Würzburg

Verfasser:

Dr. Hartmut Holl,
Architekt und Stadtplaner

Mitarbeit:

Dipl.-Ing. Jan Lages
Dipl.-Ing. Andreas Bachmann

Lageplan städtebauliche Vertiefung

Städtebauliche Schnittansicht Blockinnenbereiche und Bahnhof

Perspektive südlicher Ortseingang

Perspektive Bahnhof

Freiraumplanerische Vertiefung südlicher Ortseingang

Freiraumplanerische Vertiefung historischer Ortskern

Beurteilung des Preisgerichts

 

Die städtebauliche und freiräumliche Leitidee des Entwurfs „den Ort aus der suburbanen Umgebung herauszuheben und zu einem besonderen Ort zu gestalten, mit Eigenschaften, die ihn von seiner unmittelbaren Umgebung unterscheiden“ wird konsequent und mit großem Selbstverständnis verfolgt und überzeugend umgesetzt.
Auch das angebotene Verkehrskonzept ist in sich schlüssig. Die Nutzung der Franken- und der Friedensstraße zur Verbindung Bahnhof und Hanauer Landstraße und die Verkehrsberuhigung im Ortszentrum wird als richtige Entscheidung erachtet.

Am Ortseingang wird, losgelöst von der Einmündungssituation, durch die Setzung von zwei Baumpaaren und einem Belagswechsel der Beginn des historisch baulichen Bestands deutlich markiert. Die bestehende Höhensituation zwischen Straßenraum und Grünzug am Hagbach wird nachvollziehbar und gestalterisch ansprechend gelöst. Ein kleiner Platzbereich als Wasserspielplatz sowie einige Sitzstufen zum Bachlauf bieten Aufenthaltsmöglichkeiten entlang einer als stimmig erachteten Wegeverbindung zum Main mit maßstäblichem Grünbezug. Der dichte Baumbestand wird weitgehend erhalten.

Der Bezug der Hanauer Landstraße über den Mainplatz und die Maingassen zum Main wird durch die angemessene und zurückhaltende Neugestaltung deutlich gestärkt und der Mainplatz selbst durch die angebotene Freifläche für Außengastronomie zusätzlich aufgewertet. Insgesamt gewürdigt werden die stimmigen Verbindungen von den beiden Maingassen und den Freiflächen am Hagbach zum Main.

Die Hanauer Landstraße wird gegliedert durch einen farbigen Belagswechsel innerhalb des historischen Ortskerns und Aufpflasterungen im Bereich der Straßeneinmündungen. Die Fahrbahnfläche wird richtigerweise auf ein nötiges Minimum reduziert, wodurch bereits die gewünschte Geschwindigkeitsreduzierung erreicht wird. An den Fahrbahnrändern entstehen „Multifunktionstreifen“, die wahlweise für Bushalt, Kurzzeitstellplätze, Fahrradabstellanlagen sowie Begrünungen genutzt werden können. Damit steht in den Randbereichen wieder mehr Platz für Fußgänger und zur ergänzenden Begrünung bzw. Vorgartenbereichen zur Verfügung. Ggf. wäre zu prüfen, ob darüber hinaus Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung als sinnvoll bzw. notwendig zu erachten sind.

Die Gestaltung der Hahnenkammstraße ist angemessen und lässt mit notwendiger Flexibilität auch das Parken zu.

Die vorgeschlagenen baulichen Lösungen im Ortskern, um den städtebaulichen Raum zu schließen, werden begrüßt. Dabei können die zahlreichen Einzelmaßnahmen im Ortskern auch unabhängig und damit zeitlich versetzt umgesetzt werden. Im zentralen Bereich bieten die vorgeschlagenen Neubauten mit Nutzungen als Bäckereien, Jugendtreff, Café bis hin zur Parkscheune nicht nur baukulturell neue Qualitäten, sondern geben auch funktional die Möglichkeit, den öffentlichen Raum zu entlasten und aufzuwerten. Dabei wäre allerdings die Einbindung und damit der Erhalt des Illner-Hauses nochmals zu überprüfen. Der Platz vor dem Heimatmuseum bietet die erwünschte Aufenthaltsqualität. Auch die vorgeschlagene Gestaltung des Karlsplatzes, dem Spielgarten und einem öffentlichen Fahrradhof wird als guter Beitrag anerkannt.

Der Erhalt des Bahnhofes mit den vorgeschlagenen Anbauten wird begrüßt. Die Verortung der Fahrradstellplätze und Parkdecks scheint augenscheinlich richtig. Für den Busbahnhof muss der Nachweis geführt werden, dass die Geometrie in der Realität funktioniert und ggf. ist die Verortung zu prüfen. Auch die barrierefreien Verknüpfungen der verschiedenen Bereiche sind zu prüfen.

Die Körnung der vorgeschlagenen Bebauung für den Blockinnenbereich ist richtig. Das verkehrliche Konzept sowie die Parkplätze am Rand zentral anzuordnen und damit im Innenbereich reine Fußwege und Wohnhöfe zu schaffen wird als guter Ansatz angesehen. Im weiteren Verlauf wären allerdings die städtebauliche wie auch höhenmäßige Ausformung nochmals detaillierter zu betrachten.

Insgesamt ein Entwurf, der mit hoher Sensibilität für den Ort, großem Selbstverständnis und der Angemessenheit der Maßnahmen einen städtebaulich robusten und freiraumplanerisch bereits im Detail überzeugenden Beitrag leistet und zu einer deutlichen Aufwertung des zentralen Bereichs von Karlstein führen kann.

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